460 Päckchen für Gott

Ukraine RIDE 26. 12. 12 – 02.01.13

Nach langem Warten und großer Vorfreude war es endlich soweit. Die große Auslandsaktion stand vor der Tür. Doch bereits einen Tag vor der Abreise versuchten die ersten Krisen und Probleme uns den Weg zu versperren. Und mit der ersten Absage eines Mitfahrers, schwand unsere Vorfreude immer mehr. Als dann 8-9 Stunden vor der Abfahrt die zweite Absage wegen Krankheit kam, waren wir auf dem besten Wege zu verzweifeln. „Beten wie ein Weltmeister“ lautete nun unser Motto, aber einer der beiden wollte uns sein Auto zur Verfügung stellen. Nach dieser Absage versuchte die RIDE-Leiterin mit aller Vorsicht, die Eltern einer Mitreisenden anzufragen, uns eventuell ihren Bus zu leihen. Zu unserer großen Freude sagten sie zu und so war eines der vielen entstandenen Probleme gelöst. Mit dieser erfreulichen Nachricht kamen noch so einige im Laufe des Tages bei uns an. Die 2 Personen, die ursprünglich wegen Krankheit absagen mussten, konnten nun doch mitfahren. Somit erübrigte sich das mit dem Bus. Wir bombardierten Gott mit Danksagungen.

Als wir uns dann vor dem Aufbruch alle gemeinsam trafen, um noch einmal für die Reise zu beten, wurde ein Problem gelöst, das sich, wie wir natürlich nicht wussten, erst in der Ukraine bemerkbar gemacht hätte.  Da wir mal wieder ein wenig zu viel Gepäck dabei hatten, boten uns die oben genannten Eltern der Teilnehmerin, ihren Bus zur Volumenvergrößerung an, wie gesagt, ein Problem im Voraus gelöst. Da konnte nur Gott seine Hand im Spiel haben.

Und eeeeendlich, jetzt ging es los. Der Abschied kam und die Ukraine rief. Schon während der Fahrt hatten wir eine gute Gemeinschaft, Schlafen stand natürlich für uns Jugendliche an letzter Stelle. 😉

Zu unserer (SEHR) großen Überraschung kamen wir PROBLEMLOS über die Grenzen!! Obwohl uns vorausgesagt wurde, dass sie an der Grenze zwischen Ungarn und Ukraine genauer denn je kontrollierten.

Mit der Zeit wurde es auch bei uns Jugendlichen ruhig und wir versuchten wenigstens ein bisschen zu schlafen.

Angekommen. Die ersten Eindrücke bahnten sich einen Weg in unsere Köpfe. So viel streunende Hunde… So viel Müll liegt überall rum! So viele Menschen in zerlumpter Kleidung. Einige Anblicke raubten uns beinahe den Atem, denn trotz der Erzählungen, war es dennoch anders, als wir es erwartet hätten.

Im Gemeindezentrum errichteten wir unsere Schlaflager. Die Gemeindeleitung hatte sich großzügig bereit erklärt uns ein paar Räume zur Verfügung zu stellen.

Wir kamen schnell zur Sache, das erste Team ging einkaufen für die 60 Päckchen, die wir an die Omas verschenkten. Da wir die Dinge schon vorbestellt hatten, ging alles ganz schnell und wir konnten schon am nächsten Tag Freude bereiten. Was die Ukrainer stark ausmacht, ist ihre Gastfreundschaft. Und so wurden wir auch von den Ärmsten mit Kaffee und Tee, Plätzchen, Keksen und sonstigen gastfreundschaftlichen Großzügigkeiten bewirtet. Es war ein kleines Zeichen ihrer Dankbarkeit, da sie dennoch nicht viel anzubieten hatten, doch eine große Freude für uns und ein Geschenk direkt in unsere Herzen.

An diesem Abend besuchten wir die Pizzeria, die später zu unserer Lieblingspizzeria wurde.

Einen Tag später wurde unsere Fröhlichkeit durch eine einzige SMS erschüttert. die in Deutschland gepackten Päckchen hängen im Zoll, es war nichts zu machen. Wir waren ratlos, Beten war angesagt. Jetzt kann nur noch Gott helfen.

 

Wir waren uns alle einig. Der 3. Tag war der spektakulärste. Natürlich waren wir alle gespannt wie Gott  uns nun helfen würde. Schließlich konnten wir schlecht mit leeren Händen bei den Zigeunerkindern antanzen.

Zwar kamen die Päckchen nicht- dafür aber Spenden. Die wir dringend brauchten, denn nachdem Michaela, Wolfang und Stas, ein Übersetzer und Freund, alles versucht haben um die Päckchen aus dem Zoll zu bekommen,  beschlossen sie, dass wir die 400 Päckchen eben neu packen. In der Ukraine eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch „Gott ist größer als der in der Welt“ . Dieser Bibelspruch begleitete uns auf der ganzen Reise und bewahrheitete sich in vielen Situationen. Gesagt, getan. Nun ging´s ans Eingemachte. Improvisieren war angesagt! Die erste Überraschung kam. Wir konnten tatsächlich 400 Kartons in einer Post bekommen!!

Dann sprudelte es nur an Sensationen. Ein Team, das aus allen Erwachsenen bestand, ging „einkaufen“. Sie räumten teilweise ganze Regale leer. Wenn man gesagt bekommt, 400 Spitzer, Mandarinen, Zahnbürsten, Schulhefte, Spielzeuge etc. zu kaufen, würde man sicherlich denken der oder die, ist verrückt. Die Kassiererinnen stießen wirklich an ihre Grenzen und wir würden echt gerne wissen, was sie sich dachten, als das Team mit 10 Einkaufswägen an ihren Kassen stand!

Währenddessen falteten wir  Jugendliche die Kartons und damit sie nicht  nur „Kartons“ blieben, verzierten wir sie großzügig und gaben unser Bestes.

Als das andere Team vollbeladen in der Gemeinde ankam, ging´s ans Packen. Hier und da gab es ein paar Problemchen, doch mit Kreativität konnten wir alle bekämpfen und um 01:30 Uhr waren alle 400 Päckchen gepackt.

Wenn man so darüber nachdenkt, ist es wirklich erstaunlich, was wir alles mit Gottes Hilfe leisten konnten. Durch diese „Notsituation“ hat unser König uns auf göttliche Weise derart zusammengeschweißt, dass wir aus dem Staunen nicht mehr  herauskamen.

–       ein unvergesslicher Tag.

Doch es ist noch nicht zu Ende, wir stellten fest, dass die Päckchen „zu wenig“ beinhalteten. Aber es war schon halb 2 nachts?? „Heute“ wollten wir die Päckchen bereits den Zigeunerkindern schenken??

Nächtlicher Einkauf

Kaum zu glauben, dass man um diese Uhrzeit offene Läden findet. Aber andere Länder, andere Sitten. Ohne zu zögern, marschierten 3 Erwachsene los um, einen kleinen 24-h-Laden zu plündern. Es fehlten nur noch Kleinigkeiten, während des Packens bemerkten wir, dass 50 Zahnbürsten fehlten. Nichts gegen die 400, doch viel für kleine Läden. Noch dazu wollten wir die Päckchen ja noch mit anderen Dingen füllen, deswegen kauften die 3 noch 400 Packungen Chips, Gebäck und anderes. Kein Wunder, dass die Verkäufer sie für verrückt erklärten. Vollbepackt mit riesigen Tüten, teilweise auf dem Kopf oder 5 an einer Hand – eine Tüte pro Finger, marschierten sie durch die Straßen. Sie hatten trotzdem einen riesigten Spaß dabei und die Ukrainer verdrehten sich ihre Köpfe. 3 Deutsche um 5 Uhr morgens, kaum zu sehen unter dem Eingekauften, schlenderten vergnügt durch ukrainische Straßen, mitten durch die Innenstadt.

An Schlaf war nicht mehr zu denken, aber das war nicht so schlimm, fanden sie. Um 7 Uhr Autos verladen, dann Frühstück und ein bisschen Outfit restaurieren…

Domboki

Um 10 Uhr fuhren wir dann, aufgeteilt in 2 Teams, in verschiedene Zigeunerdörfer. Hier kam das kleine Wunder am stärksten zur Deutung. Hätte die Familie uns nicht ihren Bus geliehen… wie, um Gottes willen hätten wir über 200 Päckchen in 2 kleinen PKWs unterbringen sollen??!   Gott faszinierte uns immer wieder.

Barkasovo

Einer unserer Jugendlichen beschrieb ein solches Zigeunerdorf so: Man muss es sich vorstellen wie eine Sandgrube. Dann kommt Regen und schließlich tritt der Winter ein. Das bedeutet Dreck, Schlamm, unzählige Pfützen, an kalten Tagen gefroren. Sie wohnen in „Hütten“ die wir nicht mal als Stall für Schweine oder Hühner verwenden würden. Aus Lehm, und im Müll gefundenen Materialen sind diese „Häuser“ gebaut. Sie umfassen meist nicht einmal 15m2  und die Bewohner schlafen am Boden, auf einem Stofffetzen.  In diesen kleinen Behausungen lebt im

Charmonin

Durchschnitt eine 8-köpfige Familie. Als wir dann einen kleinen Jungen BARFUSS  in der Kälte stehen sahen, stockte unser Atem. Aber so ist das nun mal. Die Zigeuner werden als „Abschaum der Gesellschaft“ bezeichnet. Sie werden vom eigenen Land verstoßen und die Kinder haben oftmals kein Recht auf Bildung. Sie sind zu „dreckig“, um eine Schule besuchen zu dürfen, wird ihnen vorgeworfen. Der Grund für den Dreck sind eigentlich die Straßen, der Staat fühlt sich für die sogenannten „Tabors“ , zu Deutsch „Lager“ nicht zuständig. Sie werden sie nicht reparieren lassen. Sobilden sich Schlaglöcher, darin sammelt sich Schmutz, Schlamm, Dreck, Wasser, eben die Auswirkungen der Natur, das Wetter hinterlässt seine Spuren. Die Zigeuner haben zu wenig Wasser um sich regelmäßig zu waschen, wie sollen sie dann „sauber“ bleiben??

Wir Deutsche können da nicht wirklich viel ausrichten, doch wir hinterlassen einen Eindruck in den Herzen der Zigeuner, denn sie wissen es ist doch noch jemand da, der sich um sie kümmert.  Die Freude in den Augen der Kinder, wenn sie das Geschenk in Empfang nehmen, ist unbeschreiblich. Es bewegt einen zutiefst, wenn man sieht, wie sich diese Menschen über einen Karton mit kleinen Geschenken, die man im alltäglichen Leben gebrauchen kann, freuen. Man kann so vieles erzählen, doch wie am Anfang schon gesagt, richtig begreifen kann man das alles erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.

 

Und so kommen wir eigentlich schon zum Ende, denn die hauptsächlichen Dinge eines solchen Rides sind ja schon geschehen. Die letzten Tage der Reise waren für alle angenehm, wir konnten uns ein bisschen ausruhen, hatten Spaß und viel Zeit für Lobpreis, Gebet und Gemeinschaft.

Am 31. Dezember fand dann der Silvestergottesdienst statt. Von halb 11 bis Mitternacht. Wir durften vorne auf der Bühne unser Lied singen und erzählten ihnen noch einige Dinge über uns. Woher wir kommen und was wir schon alles in ihrem Land erlebt hatten. Kaum hörten wir die Raketen pfeifen, standen wir Jugendliche auch schon alle draußen, Blick in den Himmel gerichtet. Auch in der Ukraine wird geschossen, was das Zeug hält. Nach den Augenblicken der Freude über das neue Jahr, gingen wir wieder hinein und dann wurde ein wenig gefeiert. Wir hatten sehr viel Spaß doch trotzdem lagen am frühen Morgen doch alle ruhig in ihren Schlafsäcken und schliefen.

Der letzte Tag, die letzten Eindrücke, die letzten Fotos. Die Autos waren gepackt, die Leute verabschiedet. Doch vor der richtigen Abfahrt besuchten wir noch die 3 ehemaligen Bewohner der Arche. Die jungen Erwachsenen leben nun in ihrer eigenen WG.

Sie bekochten uns und wir genossen unsere letzten Stunden in diesem faszinierenden Land.

Nach ungefähr 3-4 Stunden stiegen wir alle in die Autos, und ab ging´s – back to Germany.

Trotz der vielen großartigen Situationen und wunderschönen erlebten Momenten, waren wir froh, als wir endlich wieder in unsere Heimat zurückkehrten.

Wie gesagt, man könnte so vieles erzählen, doch es ist immer anders, als man es sich vorgestellt hätte.


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