***Ride in Mukatschevo – dieses Mal ganz anders
Schon in der Vorbereitung unseres diesjährigen Einsatzes legte Gott uns aufs Herz, in diesem Jahr speziell die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten der Ukraine zu beschenken. Als wir dann im Oktober vor Ort waren, um Hilfsgüter zu bringen (wir berichteten) nutzten wir die Gelegenheit auch zu genauerer Planung. Zu der Zeit war eine überschauliche Zahl an Familien in der Stadt und es wurde vermutet, dass im Winter noch einige wegziehen werden, wenn sie in der Stadt keine Arbeit finden. So stellten wir uns auf eine Aktion mit ca 100 Flüchtlingen ein. Im Bundescamp hat Gott es so geführt, dass ich endlich die Ranger aus Mukatschevo kennen lernte (war ja nicht so selbstverständlich zwischen fast 15.000 Leuten) und wir beschlossen gemeinsame Zeit zu verbringen und bei der Weihnachtsaktion zusammenzuarbeiten.
Anfang Dezember kam dann ein schockierender Anruf aus der Ukraine: „ unserer Gemeinde wurden 600 Flüchtlinge zugewiesen, wir brauchen eure Hilfe – Bekleidung, Schuhe, Essen…“ Nach längeren Gebeten starten wir verschiedene Spendenaufrufe. Kleidung holten die Ukrainer selber ab. Eine Woche später kam der nächste Anruf: „Wir wollen in den Weihnachtsgottesdiensten (7. +8. Januar) 600 kleine Geschenke überreichen – könnt ihr euch daran beteiligen?“. An diesem Tag hatte ich gerade mal ein paar hundert Euro und knapp 50 Strahlende-Augen-Päckchen in der Hand und so war es ein echter Glaubensschritt diese Hilfe zuzusagen.
Am Ende hatten wir, auch dank Ihrer Hilfe, fast 7000€ auf dem Aktionskonto und 70 Päckchen. So machten wir (ein Team aus 13 Rangern und Mitarbeitern unseres Hilfswerkes) uns abenteuerlustig am 1. Januar vormittags mehr oder weniger ausgeschlafen auf die Reise. Nach unkomplizierter Fahrt wurden wir von den Ungarn bei der Ausreise ein wenig geärgert (mal was Neues). Die Ukrainer wollten wissen, was wir mit den ganzen Geschenken machen und was wir dieses Mal vorhaben – das war‘s. Keine Kontrolle.
Um Mitternacht konnten wir dann unser Quartier in der Gemeinde des lebendigen Gottes beziehen und noch ein paar Stunden ausruhen bis unser Großeinkauf startete. Für unsere Teenager war es allerdings nicht so ganz einfach so früh schon wieder aus dem Schlafsack zu krabbeln. Nach einer ermutigenden Andacht brachen dann einige zum Supermarkt auf und die anderen bastelten die restlichen Herzen, die mit Bibelstelle und Weihnachtsgruß versehen wurden.
Mit 13 überfüllten Einkaufswägen belagerten wir dann mehr als eine Stunde eine Kasse. Die Dame war darüber nicht sonderlich erfreut und schob jedes Teil einzeln über den Scanner – auch wenn sie vorher noch in der Originalschachtel waren auf der stand wieviel Stück darinnen sind. Hinter unseren „Einpackern“ standen links und rechts Wachmänner, die das Schauspiel ohne jegliche Mimik oder Gestik beobachteten. Kopfschütteln und komische Blicke ernteten wir von so manchen anderen Einkäufern. Wieder zu Hause sortierten wir alles nochmal genau. Leider konnten wir in der Post dieses Mal keine Schachteln bekommen und mussten die Transportschachteln aus dem Supermarkt verwenden. Da diese nicht reichten ergänzten wir das Ganze mit „BMW-Tüten“ die angeblich bis zu 30 bzw. 40 kg aushalten. Fließbandmäßig wurden dann die Päckchen befüllt. Auf dem Markt konnten wir noch Obst und Kartoffeln kaufen – 25-kg-Säcke und eine Bananenschachtel voller Mandarinen. Die Verkäufer fragten mehrfach nach, bis sie mir glaubten, dass wir tatsächlich alles und nicht nur ein paar Kilo kaufen wollen. Auch diese Artikel wurden gerecht verteilt. So konnten wir uns für 55 Familien rüsten.
Der Samstag war für die Aktion mit den Rangern von Mukatschevo reserviert. Mit gemeinsamen Spiele n, Liedern, Gebeten, Stammtreff mit Meldung und einigen Erklärungen was Ranger in Deutschland so machen hatten wir ein buntes Programm an dem vom Starter bis zum Seniorleiter jeder seinen Spaß hatte. Dank unserer treuen Dolmetscher und immer mehr Ukrainern, die in der Schule schon früh Englisch lernen, konnten wir uns auch ganz gut verständigen. Am Ende erhielten wir eine Einladung zu einem gemeinsamen Camp, eine Medaille und den Ukraineaufnäher. Natürlich hatten wir für unsere Gastgeber auch ein Geschenk dabei und die Flüchtlinge unter ihnen bekamen auch ein Lebensmittelpaket.
Am Sonntag durften wir im Gottesdienst mit einem deutschen und einem russischen Lied, Grüßen von zu Hause und einem Zeugnis dienen.
Nachmittags besuchten wir in 3 Teams verschiedene Familien bzw. Omas zu Hause. Unser Programm (Lieder, Gedicht, Gebet, ggf. Vorstellen wer wir sind und was wir hier tun) recht flexibel, denn viele Omis kennen uns nun schon seit Jahren und fragen teilweise das ganze Jahr, wann wir wieder kommen. Sie sind sehr arm und oft auch sehr vereinsamt und freuen sich so sehr über Besuch, dass sie einen nicht mehr gehen lassen wollen.
2 Flüchtlingsfamilien aus Doneszk erzählten, dass sie zuvor zwar alles hatten aber ihr Leben dennoch irgendwie leer war und sie unglücklich waren. Dann kam der Krieg. Die Häuser wurden von Bomben komplett zerstört. Einige Angehörige sind im Krieg gefallen. Eine Omi musste zurückbleiben, weil sie nicht reisefähig ist. Im Herzen tief verwundet voller Angst und Sorge kamen sie in Mukatschevo nach tagelanger Flucht an – und hatten nichts mehr. Sie mussten um Essen und gebrauchte Kleidung und Unterkunft betteln. „So macht das Leben keinen Sinn mehr“, erzählte der Vater. Doch dann kam die Wende: In der Gemeinde gab es nicht nur Kleidung, Essen und andere Hilfsgüter – da waren vor allem liebevolle Menschen, die ihnen helfen wollten und von ihrem Herrn Jesus Christus erzählten. Das gefiel uns so sehr, dass wir auch zum Glauben kamen. Jetzt sind wir zwar weiter arm aber wir haben den größten Schatz gefunden – JESUS. In die Gemeinde kommen wir nun gerne, denn dort treffen wir neue Freunde – Glaubensgeschwister, lernen etwas aus der Bibel und bekommen auch Lebensmittel. Sie betrachteten es als Geschenk Gottes, dass Leute aus Deutschland gekommen sind um sie zu besuchen.
Dann kam schon der Abreisetag. Damit wir Platz für unsere Gäste haben, räumten wir unser Isomattenlager und bereiteten unser Programm vor. Um 14 Uhr war der Raum mit ca. 100 Flüchtlingen gefüllt. Nachdem wir sie begrüßt und uns vorgestellt hatten luden die Mukatschevoer Ranger die Kinder zu ihren Treffen ein und verteilten Traktate. Mit unserem russischen „O, du fröhliche“ konnten wir viele Erwachsene zum Mitsingen motivieren. Dann holten wir die Kinder nach vorne und sangen mit ihnen „Gottes Liebe ist so wunderbar“. Anfangs standen sie recht schüchtern und steif da, viele mit leeren Blicken. Doch bei jeder Bewegung merkte man, wie ein Stück mehr von ihrer Last abfällt. Die faden Gesichter verwandelten sich in ein zartes Lächeln und dann in ein befreiendes Lachen. Das waren strahlende Augen. Bei unserer kurzen Predigt war erstaunliche Stille, manche Leute hatten Tränen in den Augen. Wir luden alle ein, nach dem gemeinsamen Vater-unser nach vorne zu kommen, um ihre Geschenke in Empfang zu nehmen. Im Anschluss durften sie zu Gesprächen und Gebeten da bleiben. Dies nahmen auch einige Leute in Anspruch. Manche bedankten sich ganz herzlich andere erzählten ähnliche Zeugnisse, wie oben schon erwähnt. Ein Mann ist mit seiner Familie geflohen, weil die russisch-orthodoxen im Osten die Christen verfolgen und er mit ansah, dass Mitglieder aus seiner Gemeinde erschossen wurden. Eine Frau, auch zuvor schon Christin, fragte uns, ob wir eine Adresse wüssten, wo sie eine passende Prothese bekäme (ihre war viel zu kurz). Auch ihr konnten wir weiterhelfen.
Im Anschluss besuchten wir noch zwei Projekte unseres Hilfswerkes CHHD (Christliches Hilfswerk Hoffnungsbringer Deggendorf e.V.): das Kinderheim ARCHE und die Wohngemeinschaft für ehemalige Heimkinder. Dass es auf dem Dorf noch immer Plumpsklos gibt, hat dann doch ein wenig überrascht. War es doch schon sehr gewöhnungsbedürftig, dass man benutztes Toilettenpapier in den Müll schmeißen muss und nicht ins Klo – aber ein Plumps-Klo draußen in der Kälte?… Naja, immerhin gibt es in diesem Haus schon fließendes Wasser! Auch nicht selbstverständlich, denn es gibt genug Leute, die das Wasser aus Nachbars Brunnen pumpen müssen. Selbst in der Stadt ist es nicht selbstverständlich, dass es den ganzen Tag Wasser aus der Leitung gibt!
In der Pizzeria neben der Gemeinde gab es dann noch ein gemütliches Abendessen mit Feedbackrunde. Zusammenfassend war es eine sehr gesegnete Zeit mit vielen nachhaltigen Eindrücken. Auch wenn manche Situationen uns zu Tränen rührten und unser Besuch teilweise Freudentränen auslöste, kehrten wir tief zufrieden und glücklich zurück. Leben wir hier nicht im Schlaraffenland? Das neueste Handy ist doch nicht so wichtig… Es ist ein Geschenk in einem reichen Land geboren zu sein. Gott fordert uns aber auch auf, mit den Armen zu teilen. Dies durften wir tun und auch noch Geld für die nächsten Essensausgaben für die Flüchtlinge da lassen. Warum uns das so glücklich macht? Weil Geben seliger ist denn nehmen!
Gegen 21 Uhr traten wir dann die Heimreise an. Dieses Mal schenkte uns Gott einen Christen für die Zollkontrolle an der EU-Außengrenze nach Ungarn. Er erkannte uns sofort und erkundigte sich, was wir gemacht haben. Sein Kollege kontrollierte die zwei Trompetenkoffer und dann durften wir durch. Kurz nach 8 Uhr waren wir alle wohlbehalten in Deggendorf zurück.
Unser Rideteam: Fredy, Janfred und Anne-Gret Pfeifer (Stamm 400 Passau), Sabine und Sofia Vlichinis, Luisa Stieglbauer, Amelie Reihofer, Astrid von Seydewitz, Jakob und Abigail Jost, Jakob, Johannes und Michaela Wutz (Stamm 3 Deggendorf). Unterstützt wurden wir auch noch von Wolfgang Janouschek und Maryana Pavlyna.
Vielen Dank für Ihre Gebete und Spenden!!!