Das Auto vollgestopft bis unters Dach fuhren wir dem Osten entgegen. Was würde uns wohl an der Grenze erwarten? Sind die Grenzpolizisten strenger geworden? Oder werden wir es nun leichter haben? Werden sie bei uns nach Waffen suchen?
Wir kommen schnell voran und sind schon um 6.14 an der ungarisch-ukrainischen Grenze. In einer Rekordzeit von 7 Minuten mussten wir lediglich ein paar Fragen beantworten (Was habt ihr geladen, führt ihr Alkohol oder Zigaretten, Medikamente, Wert der Gebrauchtwaren) und schon waren wir durch.
Einige Meter später stand wie immer der gefürchtete Straßenposten, der uns schon so oft viel Zeit und Nerven, manchmal auch Geld gekostet hatte.“ Oh, nein, sie stoppen uns schon wieder“, konnten ich gerade noch rufen, als wir auch schon standen. Doch statt der gewohnten Kritik an irgendeiner noch so kleinen Kleinigkeit wiesen uns die Polizisten freundlich darauf hin, dass die Straßen glatt sind!
Und tatsächlich, es gab viele gefrorene Pfützen und einige glatte Stellen. Durch die Zeitumstellung kamen wir dann um 8 Uhr Kiev-time in der Gemeinde des lebendigen Gottes an. Es war ganz schön kalt….aber was soll man auch anderes erwarten, wenn das Gas rationiert wird. Nun gings ans Verteilen unserer Hilfsgüter. Überall wurden wir mit viel Freude erwartet. Immer wieder wurden die gleichen Fragen diskutiert: Die Notsituation im Land und der Wahlausgang sowie Putins Pläne.
Die Lebensmittel sind teuer geworden. Das Geld ist immer weniger Wert. Während wir Ostern für einen Euro 10 Grivni bekamen waren es nun 16 und nach ein paar Tagen 18! Die Leute ernähren sich in erster Linie von ihrer eigenen Ernte. Ein Liter Diesel kostet statt knapp 10 Grivni nun mehr als 15. Wie sollen sie solch eine Preissteigerung bezahlen? Die Löhne sind ja nicht höher geworden!
Die Wahl ging in der West-Ukraine Pro-EU aus. Doch im Osten wollen die Rebellen eine Woche später eine eigene Wahl… Ob das neue Unruhen bewirkt?
Putin soll „große Pläne“ haben und beabsichtigen, dass seine Soldaten bis an die portugiesische Grenze vorrücken….
Erfreuliche Nachrichten gab es in der Arche. Die beiden aufgenommenen Kinder entwickeln sich sehr gut. Insbesondere der Kleine Aljoscha ist sichtbar ruhiger geworden. Dennoch haben die fatalen Verhältnisse bei der Mutter und im Heim Spuren hinterlassen. Katja hat viel Mühe beim Lernen und Aljoscha ist in seiner Entwicklung so weit zurück, dass er voraussichtlich keine Regelschule besuchen kann. Wir durften sogar eine Nacht in der Arche verbringen und sehr gute Gemeinschaft genießen.
Auch wenn die Unruhen viele Probleme machen, die auch die Baustelle beeinflussen war Ivan mit seinem Team fleißig. In Holzbauweise wird nun der Innenausbau vorangetrieben. Die eigentlich geplante Dämmung ist nicht mehr bezahlbar oder auch teilweise nicht lieferbar. Doch unsere ukrainischen Freunde waren kreativ. So entsteht in Rakoschino nun Stück für Stück ein „Blockhaus“ – da die Arche mit Holz verkleidet wird. Auch Holz kann Wärme dämmen…
Begeistert waren wir von dem Treffen mit den Royal-Rangern aus Mukatschevo. Sie haben ein riesiges Gelände für ihre Begegnungen. Gemeinsam mit dieser Gruppe dürfen wir unsere Weihnachtsaktion gestalten. Auch das Team aus der Gemeinde des lebendigen Gottes wird mit uns gemeinsam unterwegs sein. Wenn wir Hoffnung und Freude zu den Kriegsflüchtlingen und sehr armen Familien bringen dürfen.
Wir beten schon jetzt, dass Gott uns aufzeigt, wen er für unsere Besuche ausgewählt hat und wie wir bei den einzelnen dienen dürfen. Auf jeden Fall freuen wir uns schon alle auf diesen gemeinsamen Einsatz.
von Michaela Wutz