Freude und Hoffnung bringen, bedeutet auch selbst viel Freude zu haben! Dies durften wir dieses Jahr ganz besonders intensiv erleben.
Hier Mal ein ziemlich ausführlicher aber dafür mit vielen persönlichen Eindrücken bereichterter Bericht, von allen jungen Rideteilnehmern:
Alles in allem durften wir am Ende über 500 Leute zum Strahlen bringen, da wir dank eurer großzügigen Spenden über 6000 Euro für die Päckchen dabei hatten. Von diesem Geld konnten wir auch an die Missionare in Kiew und Wolnowacha (vergl. Augustreise ins Kriegsgebiet) weitergeben, damit auch dort Päckchen verteilt werden können.
Vergelt’s Gott für alle Spender und Beter! Ohne Euch, wäre dieser Einsatz nicht möglich gewesen!
Bericht: Hoffnung für die Ukraine
Die Ukraine ist ein armes Land in Europa und etwa doppelt so groß wie Deutschland. Im Westen gibt es sehr viel Landwirtschaft und im Osten viel Industrie und daher auch mehr Wohlstand. Doch seit fast drei Jahren gibt es einen Bürgerkrieg im Osten und viele Menschen müssen in den sowieso schon ärmeren Westen fliehen, da ihre Häuser durch Bomben zerstört wurden. Diesen Menschen wollten wir durch unseren Einsatz helfen und ihnen wieder neue Hoffnung auf eine Zukunft bringen. Zusätzlich haben wir auch Familien besucht, die in besonders armen Verhältnissen leben oder durch Krankheit stark belastet sind.
Anreise:
Am zweiten Weihnachtstag sind wir schon sehr früh in Deggendorf aufgebrochen, weshalb viele Teilnehmer schon einen Tag früher angereist sind und bei der RIDE-Leiterin Michaela Wutz übernachtet haben. Wir kamen sehr gut voran, da durch den Feiertag keine Lastwagen unterwegs waren und das Wetter sehr gut war. Nachmittags gegen 17:00 Uhr erreichten wir den Grenzübergang zur Ukraine. Es war ein kleiner Grenzübergang, in der Hoffnung, dass dort die Wartezeit geringer ist. Tatsächlich wurden wir sofort abgefertigt. Über die Straßenverhältnisse berichtet ein Autofahrer folgendes: „an die Fahrbahnbeschaffenheit vieler Straßen musste ich mich erst mal gewöhnen. Glatte, ebene Fahrbahnen wie in Deutschland, sucht man vergebens. Viele Straßen sind durch unzählige Löcher gesegnet. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit konnte und wollte ich jedenfalls nicht erreichen.“ Letztendlich haben wir die knapp 1000km zu unserem Basislager, einer Gemeinde in Mukatschevo, in einer rekordverdächtigen Zeit von 12 Stunden geschafft.
Einkaufen:
Nach der ersten mehr oder weniger erholsamen Nacht ging es direkt nach dem Frühstück mit der Arbeit los. Wir wollten nicht nur die Kinder beschenken, sondern auch den Familien insgesamt 140 Lebensmittelpakete bringen. Der Inhalt wurde erst vor Ort gekauft, da es deutlich günstiger ist und man keine Probleme mit Transport und Zoll hat. Nachdem in den letzten Jahren die normalen Supermärkte mit den von uns benötigten Mengen überfordert waren, fuhren wir zu einem Großverbrauchermarkt und luden palettenweise Mehl, Reis, Zucker usw. in unsere Transporter. Anschließend wurden alle Einkäufe per Kette durch ein kleines Fenster in den Keller der Gemeinde gebracht, wo sie in 140 identische Tüten verteilt wurden. Ebenfalls wurden noch 200 Tüten mit Obst gepackt. Am Abend waren wir zum Essen in der Pizzeria nebenan. Umgerechnet kostet dort eine Pizza zwei Euro, daher waren wir auch jeden Abend dort zum Essen. Abschließend haben wir noch für den nächsten Tag Lieder auf Russisch geübt.
Besuch bei den Familien:
Heute haben wir verschiedene Familien oder auch alleinstehende Menschen besucht. Dazu wurden wir in Teams aufgeteilt. Jedes Team bestand aus 5 -7 Personen, je nach Kapazität des Fahrzeugs. Zusätzlich fuhr bei diesen Einsätzen je ein Übersetzer mit. Unser Auftrag war es den Menschen wieder neue Hoffnung zu machen und für sie zu beten. Manche Familien leben in Mehrfamilienhäusern, wo die Elektrik nur noch bedingt funktioniert und die auch nicht den ganzen Tag über Wasser verfügen. Beheizt werden diese Wohnungen oftmals mit elektrischen Heizgeräten, die Flure sind meist kalt, da kaputte Scheiben in den Treppenhäusern nicht repariert werden. Zu Beginn unseres Besuches haben wir Weihnachtslieder auf Russisch gesungen. Die Familien oder auch einzelnen Personen bekamen die Tüte mit Lebensmitteln, in Familien mit Kindern bekamen diese ein Weihnachtspäckchen, welche wir aus Deutschland mit in die Ukraine genommen haben. Gerade die Kinder freuten sich besonders über unsere Geschenke. Manchmal war alleine schon der in Geschenkpapier eingeschlagene Karton etwas Besonderes. Auch wenn anfangs etwas zurückhaltend, fingen die Kinder dann doch auch an die Kartons auszupacken und zu spielen. Aber auch die alleinstehenden Personen freuten sich über unsere Geschenke. Ein Mann hat uns dabei besonders bewegt. Er sitzt im Rollstuhl und kann nicht mehr laufen. Auf die Frage, ob er denn auch mal seine Wohnung verlassen könne, sagte er, dass er einmal am Tag nur auf den Balkon fahren könne. Am Wochenende wird er durch ein Mitglied der Gemeine abgeholt. Er wird dann aus dem fünften Stockwerk nach unten getragen und in die Gemeinde gefahren, um dann am Gottesdienst teilnehmen zu können. Zum Neujahrsgottesdienst haben wir ihn dann auch in der Gemeinde getroffen. Das war ein sehr bewegender Moment für uns. Im Anschluss an die Verteilung der Geschenke haben wir immer mit den betroffenen Personen gebetet. Vorher haben wir sie immer nach ihren Gebetsanliegen gefragt. Bei den meisten haben wir für Gesundheit und Frieden in der Ukraine gebetet. Bei manchen Besuchen bekamen wir auch etwas zu Essen, obwohl die Menschen dort nicht einmal genug Geld haben, um ihre Wohnung zu heizen. Da die Ukrainische Küche nicht unbedingt der Deutschen entspricht war es auch für uns eine Herausforderung, die angebotenen Speisen zu essen.
Einsatz in einem Obdachlosenheim für Familien:
Wir besuchten ein runtergekommenes Haus, in dem viele sozialschwache Familien auf engstem Raum leben. Diese besuchten wir in unseren Kleingruppen. Wir hatten Lebensmitteltüten für jede Familien dabei und Geschenke für die Kinder. Wir sangen ihnen russische Lieder vor und beteten auch mit ihnen. Viele Erwachsene waren sehr gerührt und bedankten sich. Es war schön zu sehen, wie man schon mit kleinen Dingen Menschen eine so große Freude schenken kann. Als wir fertig waren hatten wir für die Kinder aus dem Heim ein Programm vorbereitet. Der ganze Raum war gefüllt von Kindern in allen Altersgruppen, auch viele Mütter hatten sich bei dem Programm beteiligt. Wir hatten Lieder auf Deutsch mit Bewegungen für die Kinder einstudiert und sangen und tanzten mit ihnen. Es war schön zu sehen wie sich die Kinder beteiligt hatten und Freude daran hatten. Wir spielten noch einige Spiele mit ihnen und anschließend feierten wir noch Geburtstag von ein paar Kindern, die in dem Heim leben. Am Ende bekamen alle noch Kuchen und etwas zu trinken. Bevor die Kinder den Raum verließen bildeten wir einen sogenannten Segnungstunnel. Wir stellten uns immer zu zweit gegeneinander und segneten die Kinder, während sie unter unseren Armen durchliefen. Es war ein sehr schönes Erlebnis so vielen Menschen eine Freude machen zu können.
Gestaltung eines Gottesdienstes:
Am Abend fuhren wir gemeinsam in eine Gemeinde in Mukatchevo. Bei diesem Einsatz durften wir das Programm gestalten. Als erstes begrüßten wir die Besucher. Übersetzt wurden wir vom Leiter unseres Partnervereins Dobrotschinets. Dann sangen wir ein paar Lieder auf Russisch, begleitet von einem Piano, einer Klarinette und einer Trompete. Zwei von unserem Team hielten kurze aber aussagekräftige Andachten, die wieder vom Pastor der Gemeinde übersetzt wurden. Dann sprach einer aus unserem Team ein Abschlussgebet und jeder, der ein Gebetsanliegen hatte, durfte nach vorne kommen und wir beteten für ihn. Dann kam das Lobpreisteam der Gemeinde auf die Bühne und sang ein paar Lieder. Danach verteilten wir die Lebensmittelpakete. Im Anschluss gab es Kekse und Getränke, die die Gemeinde für uns vorbereitet hatte. So kamen wir zu dem Privileg, Gemeinschaft mit den Menschen aus der Gemeinde zu pflegen und uns auch ohne viele Worte zu verständigen und zu lachen. Es war ein sehr bewegender Abend! Die Gastfreundschaft und Freude, die diese Menschen uns entgegenbrachten, und das in ihren Lebensverhältnissen, wird uns in Erinnerung bleiben. Und so kam es, dass am Ende nicht nur die Geschenke, sondern auch die Gemeinschaft zu einem Geschenk für diese Menschen wurde.
Besuch einer Roma-Siedlung:
Auf dem Weg zu dem Roma-Viertel (Zigeunern) waren erstmal die krassen Straßenzustände beeindruckend für unser 10-köpfiges Team. Teilweise dachte man, es wären kleine Meteoriten in die Straße eingeschlagen. Bei unserer Ankunft im Schneckentempo sind alle stehengeblieben bzw. angelaufen gekommen und haben neugierig ins Auto geguckt. Das Erste, was man gleich nach dem Aussteigen aus dem Auto an „Sanitäreinrichtung“ gesehen hat, war ein sehr schiefes, hölzernes Klo-Häuschen, das stark nach Einsturzgefahr aussah. Streunende Hunde sind dort Normalzustand. Die Roma selbst jedoch waren sehr nett und hilfsbereit – sie haben gleich angefangen unser Auto auszuladen und die Pakete und Tüten in den Versammlungsraum zu tragen. Selbst die Jüngsten packen dort kräftig mit an. Die Menschen haben sich sichtlich gefreut, dass wir gekommen sind. Im Versammlungsraum haben wir uns vorgestellt und zwei deutsche Kinderlieder mit Bewegungen gesungen, die der Übersetzer den Leuten übersetzt hat. Die Kinder und selbst die Erwachsenen waren voll dabei und hatten sichtlich Spaß beim Mitmachen der Bewegungen. Die Menschen dort sind sehr bescheiden. Am einprägsamsten war für mich, wie sehr man sie mit einem einzigen freundlichen Lächeln erfreuen konnte. Die strahlenden Gesichter werde ich nie vergessen! Man merkt richtig, wie liebesbedürftig die Menschen dort sind – nicht nur die Kinder. Als wir nach den zwei Liedern jeweils gefragt haben, ob sie diese nochmal singen wollen, kam kein Höflichkeits-Ja, sondern begeisterte Ja-Rufe! Das hat natürlich auch unser Team sehr gefreut. Beim Puppenspiel dann haben die Roma fasziniert zugeguckt und gelacht. Es war wunderschön sie so herzlich lachen zu sehen, wenn Jenny und Astrid ihre Späße mit der Puppe „Pucki“ getrieben haben. Als es später dann die Kinder-Pakete und die Versorgungstüten für die Familien gab, haben sie sie geduldig und dankbar angenommen und selbst dünnste und gebrechlich wirkenden alten Damen haben die 20kg-Tüte voller Kraft entgegengenommen. Auf dem Rückweg mit dem Auto konnten wir die „Häuser“ in dem Roma-Viertel nochmal sehen – sie sahen eher aus wie ein edlerer Slum: Viele kleine provisorische Hütten, dicht an dicht, gebaut um zu Überleben. Um etwas zu haben, was man ein Zuhause nennen kann. Da kommt man wirklich ins Grübeln, wie gut es uns hier in Deutschland geht und wie wenig wir das eigentlich zu schätzen wissen. Es war total schön und eine echt wertvolle Erfahrung den Menschen mit den Geschenken, der Musik, dem Puppenspiel dienen zu können und ihnen vor allem mit einem Lächeln ein so schönes Strahlen ins Gesicht zaubern zu dürfen.
Die Geschichte mit den Reifen:
Am Abend vor Silvester waren wir zu einem Gottesdienst in einer Flüchtlingsgemeinde in Beregova eingeladen. Wie wir rechtzeitig vorher erfuhren gab es in der Gemeinde aufgrund eines Unfalls, weder Strom noch Gas für die Heizung. Dieser Umstand hielt uns jedoch nicht davon ab, trotzdem aufzubrechen und den Einsatz durchzuführen. Den Raum erhellten wir mit Taschenlampen und für Wärme sorgten unsere Bewegungslieder. Dank Puki hatten auch die Kinder wieder viel zu lachen. Nach dem Gottesdienst entstanden noch viele Gespräche und wir verbrachten eine sehr gute und auch für uns auferbauende Zeit. Als wir uns dann doch auch wieder auf den Weg zur Unterkunft machen mussten bemerkten wir bei zwei unserer drei Autos, dass je ein Reifen platt war. Es war schnell klar, dass die Reifen mutwillig aufgestochen wurden, wobei auch ukrainische Autos Plattfüße hatten. Also fingen die Jungs an, die Autos wieder fahrtüchtig zu bekommen während die weiblichen Mitfahrer derweil auf der Straße Lobpreislieder sangen und beteten. Am ersten Auto war die Reparatur einfach, da es ein vollwertiges Ersatzrad hatte. Beim zweiten Auto war nur eine Dichtflüssigkeit mit Kompressor an Bord. Damit sind wir allerdings nicht sehr weit gekommen, da das Loch zu groß war, um mit der Flüssigkeit repariert werden zu können. Vier Leute saßen also erst einmal bei minus 11°C in der Kälte fest, bis ein Auto von der Gemeinde aus ca. 20 Kilometer zum Pannenauto gefahren ist. Wir hatten gehofft, dass das Reserverad von diesem Auto an den VW Bus passen könnte. Felgengröße und Lochabstand passten, letztendlich war aber der Lochdurchmesser für die Schrauben zu gering. Wir bekamen dann den Tipp, dass es in Mukachevo einen 24 Stunden Reifendienst gibt. Zum Glück war der auch nicht weit entfernt. Was wir dort dann erlebt haben, entspricht bei weitem nicht unserem deutschen Standard. Nachdem das Flicken des Reifens nicht funktioniert hat, wollte der Monteur einen anderen Reifen aufziehen. Das haben wir aber zum Glück abwenden können, da es sich um einen Sommerreifen ohne Profil handelte. Letztendlich wurde ein Schlauch eingezogen und wir konnten unser Rad wieder mitnehmen. Nach Montage des Rades bei klirrender Kälte konnten wir dann mit allen Fahrzeugen zur Gemeinde zurückfahren.
Rückreise:
Vor der Rückfahrt nach Deutschland haben wir nochmal alle Fahrzeuge durchgescheckt, Ölstände kontrolliert, Scheibenwaschwasser aufgefüllt und natürlich auch den Luftdruck überprüft. Die Rückfahrt bis zur ukrainischen Grenze verlief unproblematisch.
Bericht über ukrainischen Grenzwahnsinn
Schon bei der Einreise in die Ukraine, wollte ein Grenzpolizist 50 Euro von uns: für die Schokolade – pauschal- da ich ja nicht wusste, wie viel Kilogramm wir geladen hatten. Auch als ich ihm unseren Flyer zeigte, murrte er nur unverständliches, unfreundliches Zeug und wollte mir nicht glauben, dass wir gar keine Schokolade haben… Da es aber kurz vor Grenzschließung war, ließ er uns nach ein paar Stoßgebeten zähneknirschend ohne sein erhofftes „Weihnachtsgeschenk“ ziehen. Bei der Rückreise gerieten wir aber wieder genau an diesen Mann…. Nun war er geradezu am Suchen, was er dieses mal finden könnte…. Dennoch gab es auch dieses Mal kein Geld und mit Gottes Hilfe musste er uns auch dieses Mal wieder ziehen lassen.
An den EU-Innengrenzen ging es an diesem Tag verhältnismäßig schnell voran, sodass wir abends gegen 21:00 Uhr in Deggendorf eingetroffen sind. Nach einer Zwischenübernachtung in der Gemeinde sind auch die Rangers aus Neubrandenburg gut zu Hause angekommen.
Wir danke dem Herrn für alle Erlebnisse und Eindrücke, die wir aus dieser gesegneten RIDE Woche unter der Leitung von Michaela Wutz und dem Stamm 3-Deggendorf mitnehmen durften. Die gute Gemeinschaft zwischen uns Teilnehmern werden wir ebenso nicht so schnell vergessen. Da wären zum Beispiel die lustigsten Uno-Runden, die wir in unserem Leben gespielt haben. Oder eine Fahrt zu einem Einsatz mit 13 Personen in einem 7-Sitzer, weil wir ein Auto zu wenig hatten. Während der gemeinsamen Silvesterparty mit der Gemeindejugend haben wir auch viele neue Freunde in der Ukraine gefunden. So freuen wir uns schon darauf, auch in der Zukunft wieder an RIDEs teilnehmen zu können.
Hier noch ein paar weitere Eindrücke in Bildern und kurzen Videos:
Runtergekommen (Kallauch) und Oh du fröhliche auf Russisch.